Klein Bülten: Ein Überblick über das Dorf in der Gemeinde Ilsede

Klein Bülten (heute einfach Bülten) ist ein nördlich des Zentrums gelegener Ortsteil der Gemeinde Ilsede im niedersächsischen Landkreis Peine. Mit seiner reichen Geschichte, seiner ländlich geprägten Umgebung und zahlreichen Relikten aus Mittelalter und Industrialisierung bietet das Dorf sowohl Einheimischen als auch Besucher einen facettenreichen Einblick in die Entwicklung einer typischen Siedlung der Ilseder Lößbörde.

Geografische Lage und Natur

Bülten liegt in der Ilseder Lößbörde, einem Teilraum der Braunschweig-Hildesheimer Lößbörde, geprägt von fruchtbaren Schwarzerde-Lössböden, die seit Jahrhunderten eine intensive landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen. Die Siedlung befindet sich auf rund 70 m über NHN (Koordinaten: 52°16′42″ N, 10°11′53″ E) und ist von weitläufigen Äckern, Wäldern und kleineren Grünflächen umgeben.

Erste Erwähnung und mittelalterliche Wurzeln

Archäologische Funde belegen Hügelgräberfelder aus der späten Bronzezeit (um 1000 v. Chr.) im Bültener Holz, die auf eine frühe Besiedlung hinweisen. Urkundlich erscheint das Dorf erstmals im Jahr 1318 als „Bulthem“ bei einer Schenkung des Grafen Ekbert von Braunschweig an das Bistum Hildesheim, womit seine Existenz bis ins ausgehende 10. Jahrhundert zurückzutakten ist. Im Jahr 1232 bestätigten die Grafen von Wohldenberg ihre Vogteirechte über die „Villation“ Bultens zugunsten der Hildesheimer Kirche.

Die alte Dorfkapelle

Im historischen Zentrum der alten Dorfstelle Klein Bülten steht eine spätmittelalterliche Bruchsteinkapelle, deren Kern bis ins 15. Jahrhundert datiert wird. Trotz zahlreicher baulicher Veränderungen hat sie ihre Gestalt weitgehend vor dem Dreißigjährigen Krieg bewahrt und markiert noch heute die historische Mitte des Dorfes.

Klein Bülten: Ein Überblick über das Dorf in der Gemeinde Ilsede

Industrialisierung und Bergbau

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die Ilseder Hütte, den nahegelegenen Eisenerzvorkommen zu nutzen. Ab 1860 betrieben die Bergwerke Grube Bülten-Adenstedt Tagebau- und Kammerbauverfahren und förderten bis zu 1,1 Mio. t Erz jährlich. Diese Erze bildeten über ein Jahrhundert lang die Grundlage für das Roheisen der Ilseder Hütte und damit für den Aufstieg der Peiner Träger zur weltweiten Bekanntheit. Der Emilie-Schacht, der kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs angelegt wurde, zog zahlreiche Bergarbeiterfamilien aus dem Harz und Hessen an; bis zur Stilllegung des Bergbaus am 30. März 1976 wuchs die Einwohnerzahl des Dorfes auf rund 2.500 an.

Namensänderung und Eingemeindung

Mit der Bevölkerungszunahme wurde „Klein Bülten“ 1966 offiziell in „Bülten“ umbenannt. Am 1. Februar 1971 erfolgte die Eingemeindung Bültens in die neue Großgemeinde Ilsede, zu der heute insgesamt elf Ortsteile gehören.

Bevölkerung und Politik

Stand Juli 2015 zählte Bülten 1.745 Einwohner; aktuelle Schätzungen bewegen sich jedoch aufgrund von Neubauprojekten und Zuzügen leicht darüber. Der siebenköpfige Ortsrat setzt sich seit der Kommunalwahl 2021 aus Vertretern verschiedener Parteien zusammen und vertritt die Belange der Bültener gegenüber der Gemeindeverwaltung in Ilsede.

Infrastruktur und Leben vor Ort

Trotz seiner ländlichen Prägung verfügt Bülten über eine gute Verkehrsanbindung: Die Bundesstraße 1 sowie Autobahn A2 sind in wenigen Autominuten erreichbar, und regionale Busverbindungen verbinden den Ort mit Peine, Hildesheim und Braunschweig. Vor Ort sorgen Vereine (z. B. Sport- und Heimatverein), regelmäßige Veranstaltungen wie Dorffeste und das gut ausgebaute Wander- und Radwegnetz für ein lebendiges Gemeinschaftsleben.

Sehenswertes und kulturelle Höhepunkte

  • Alte Kapelle Bülten: Spätmittelalterlicher Bruchsteinbau als ältestes erhaltenes Gebäude.

  • Hügelgräberfelder im Bültener Holz: Archäologisches Freilichtmuseum – Zeugen bronzezeitlicher Bestattungssitten.

  • Bergbau-Kulturpfad: Dokumentation der einstigen Erzabbaustätte mit Infotafel an dem ehemaligen Schachtstandort.

  • Landwirtschaftliche Anwesen: Traditionelle Höfe, die teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen, vermitteln ein Bild bäuerlicher Baukultur.

Mit seiner abwechslungsreichen Historie von bronzezeitlichen Funden über die mittelalterlich Kapelle bis hin zur industriellen Bergbauära vereint Klein Bülten lokale Tradition und technikhistorische Bedeutung. Wer das Dorf besucht, erlebt lebendige Dorfgemeinschaft und vielfältige Spuren seiner bewegten Vergangenheit.

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