Die Adventssonntage: Ursprung, Bedeutung und Bräuche einer besinnlichen Zeit
Die Adventszeit gehört zu den stimmungsvollsten und symbolträchtigsten Perioden im Jahreskreis und leitet die Vorweihnachtszeit ein. Sie beginnt am vierten Sonntag vor Weihnachten und endet am 24. Dezember, dem Heiligabend. Besonders geprägt ist diese Zeit durch die vier Adventssonntage, die für viele Menschen Momente der Besinnung und des Miteinanders darstellen. Doch woher kommt die Tradition, was bedeuten die Adventssonntage, und welche Bräuche haben sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt?
Ursprung und Bedeutung der Adventszeit
Das Wort „Advent“ stammt vom lateinischen Begriff adventus Domini, was „Ankunft des Herrn“ bedeutet. Ursprünglich diente der Advent der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi. Schon im 4. Jahrhundert wurde die Adventszeit von der Kirche eingeführt, zunächst als Fastenzeit, die vor allem zur inneren Einkehr und spirituellen Vorbereitung gedacht war. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Adventszeit von einer strengen Bußzeit zu einer festlichen Vorbereitungszeit.
Die vier Sonntage symbolisieren dabei die zunehmende Nähe zur Geburt Jesu. Jeder Adventssonntag steht für ein bestimmtes Thema der Erwartung und Hoffnung:
- Erster Advent: Er markiert den Beginn des Kirchenjahres und steht oft im Zeichen der Hoffnung auf das Kommen Christi.
- Zweiter Advent: Dieser Sonntag lädt zur Besinnung auf die Prophezeiungen der Bibel ein, die das Kommen des Erlösers ankündigen.
- Dritter Advent (Gaudete-Sonntag): „Gaudete“ bedeutet „Freuet euch!“ und signalisiert die Vorfreude auf Weihnachten. In manchen Kirchen wird an diesem Tag die rosa Kerze am Adventskranz entzündet, die die Freude symbolisiert.
- Vierter Advent: Der letzte Sonntag vor Weihnachten stimmt endgültig auf die Geburt Jesu ein.
Der Adventskranz: Ein zentrales Symbol
Der Adventskranz ist eines der bekanntesten Symbole der Adventszeit. Er wurde im 19. Jahrhundert von Johann Hinrich Wichern, einem evangelischen Theologen, eingeführt, um Kindern die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen. Ursprünglich bestand der Kranz aus 24 Kerzen – eine für jeden Tag im Advent. Heute hat sich die Variante mit vier Kerzen, die jeweils an den Adventssonntagen angezündet werden, etabliert. Jede Kerze steht symbolisch für eines der vier Themen der Adventszeit: Hoffnung, Frieden, Freude und Liebe.
Bräuche und Traditionen rund um die Adventssonntage
Die Adventssonntage sind mit zahlreichen Traditionen verbunden, die regional und kulturell unterschiedlich geprägt sind:
- Adventskalender: Ursprünglich dazu gedacht, die Tage bis Weihnachten zu zählen, sind Adventskalender heute eine beliebte Tradition, vor allem bei Kindern. Sie enthalten kleine Überraschungen, die die Vorfreude steigern.
- Adventslieder: Das Singen von Liedern wie „Es kommt ein Schiff, geladen“ oder „Macht hoch die Tür“ gehört zu den festen Ritualen in vielen Haushalten.
- Kirchgänge: Viele Menschen besuchen an den Adventssonntagen spezielle Gottesdienste, um sich auf Weihnachten einzustimmen.
- Backen und Basteln: Plätzchen backen, Adventsdekoration herstellen oder Geschenke basteln sind beliebte Aktivitäten, die oft im Familienkreis stattfinden.
- Weihnachtsmärkte: In vielen Städten laden Weihnachtsmärkte mit Glühwein, gebrannten Mandeln und Kunsthandwerk zum Verweilen ein.
Spirituelle und gesellschaftliche Bedeutung
Die Adventssonntage bieten eine Gelegenheit, inmitten des oft hektischen Alltags innezuhalten und sich auf die zentralen Werte der Weihnachtszeit zu besinnen: Nächstenliebe, Dankbarkeit und Hoffnung. Sie sind eine Zeit des Gebens und Teilens, sei es durch Spendenaktionen, gemeinsames Singen oder einfach durch kleine Gesten der Zuwendung.
Advent in der modernen Zeit
In der heutigen Zeit hat die Adventszeit nicht nur eine religiöse, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension. Sie wird von Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen als Zeit der Besinnung und des Miteinanders geschätzt. Gleichzeitig hat die Kommerzialisierung des Weihnachtsfests dazu geführt, dass viele die Adventszeit als stressig empfinden. Hier liegt die Herausforderung, den ursprünglichen Geist dieser besonderen Wochen wiederzuentdecken: weniger Konsum, mehr Achtsamkeit.
Die Adventssonntage als Quelle der Inspiration
Die Adventssonntage sind weit mehr als nur die Vorbereitung auf Weihnachten. Sie laden dazu ein, in Gemeinschaft oder in der Stille die Botschaft der Hoffnung und des Friedens zu erleben. Ob beim Entzünden der Kerzen, beim gemeinsamen Singen oder in einem Moment der Ruhe – die Adventssonntage erinnern uns daran, dass das Licht stärker ist als die Dunkelheit und dass Freude und Zuversicht stets ihren Platz in unserem Leben haben sollten.
Möge die Adventszeit für alle eine Zeit der Besinnung, der Freude und des Friedens sein!